Feeling B hat Geschichte geschrieben und zwar auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Sie haben es tatsächlich geschafft, im Arbeiter- und Bauernstaat eine Platte zu veröffentlichen. Nicht irgendeine Platte, nein, sondern das erste Punk-Album der DDR. Berühmt wurden sie aber höchstens, weil sich drei der Akteure später zu Rammstein zusammenfanden...aber verdient hätten sie es beileibe vorher schon gehabt.
In der DDR hiess das, was Feeling B so veranstalteten natürlich nicht Punk, sondern man zählte sie zu den sogenannten "Anderen Bands".
Das erste mal sah ich Feeling B (Paul Landers (g), Christian "Flake" Lorenz (key), Aljoscha Rompe (voc), Alexander Kriening (dr), Cristoph Schneider (dr ab 1993) im Dokumentarfilm "flüstern & SCHREIEN", der irgendwann Ende der Achziger im Fernsehen lief. Ich erinnere mich genau, welch grossen Eindruck diese Filmszenen auf mich gemacht haben, das wilde Gitarrenspiel von Paul Landers beispielsweise. Wild, unangepasst und unbekümmert waren sie damals, voller mitreißender Energie. Ein herrlicher Kontrast zu vielen West-Punk-Bands, die mittlerweile zu verbissenen, moralinsauren Polit-Phrasendreschern verkommen waren. Von Feeling B jedenfalls wollte ich unbedingt mehr hören.
Kurz danach hatte ich das 1989 erschienene Erstlingswerk "Hea Hoa Hoa Hoa Hea Hoa Hea" im Briefkasten. Ich glaube, die fand ich damals sogar bei "Malibu". Was soll ich sagen ? Die Scheibe war mit nichts zu vergleichen, was bis zu diesem Zeitpunkt den Weg in mein Plattenregal gefunden hatte. Die scherten sich einen Dreck um irgendwelche Vorgaben, kombinierten sägende Gitarren mit Blechbläsern (mit der "Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot") und Kinderorgeln, schrubbten einfach munter drauf los und würzten alles mit einer gehörigen Prise Humor. Obwohl die Scheibe mittlerweile über 20 Jahre auf dem Buckel hat, sattgehört habe ich mich daran bis zum heutigen Tag nicht.
1991 erschien das Nachfolgewerk "Wir kriegen euch alle". Die Platte klang weniger improvisiert und wesentlich professioneller, aber sie schafften es auch mit dieser Platte, ihrem unverwechselbaren Stil treuzubleiben. Neben Blechbläsern kamen auch Dudelsäcke und Schalmeien zum Einsatz. Dieses Konzept wurde auch auf "Die Maske des Roten Todes" (1993) fortgesetzt, eine Scheibe, die man vielleicht als Wegbereiter des MIttelalter-Rocks betrachten kann, wer weiss, auf jeden Fall nahm dieses Album vorweg, was Bands wie "In Extremo" später perfektionierten. Aber Aljoscha Rompe, der ewig getriebene, rast- und ruhelose Kopf der Band brauchte eine kreative Pause um sich um zahlreiche andere Dinge zu kümmern.
Ich bin zwar kein Genie...doch das störte mich noch nie... Feeling B - "Langeweile"
1994 hoben Paul Landers, Christoph Schneider und "Flake" Lorenz Rammstein aus der Taufe, da Aljoscha keine Ambitionen zeigte, die Arbeiten wieder aufzunehmen. Man hatte sich zwischenzeitlich zu sehr voneinander entfernt, fand keinen gemeinsamen Nenner mehr. Später versuchte Aljoscha aber, Feeling B mit wechselnden Musikern wiederzubeleben. Aber so richtig in Gang brachte er das Ganze einfach nicht mehr. Anscheinend erschien noch eine CD ("Atlantis" 2000), gehört habe ich aber nichts mehr von Feeling B. Rammstein hingegen, waren zwischenzeitlich zu internationalen Superstars geworden und so richtig dick im Geschäft.
Auf die Karriere von Rammstein muss hier nicht näher eingegangen werden, die dürfte jedem Musikliebhaber hinreichend bekannt sein. Ich hatte trotzdem immer die Hoffnung, dass die Herrschaften mal wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehren würden, wenn die Bankkonten prall genug gefüllt wären, aber die Nachricht vom Tode Aljoscha's machte letztendlich jede Hoffnung auf eine weitere Veröffentlichung von Feeling B zunichte.
Ohne Bewusstsein...das muss kein Verlust sein...
Feeling B - "Trance"
Ich erinnere mich dunkel daran im Buch "Mix mir einen Drink" (Punk im Osten) einen Satz wie "Feeling B ist 'gut' - Rammstein ist 'böse'" gelesen zu haben. Aber so einfach ist das ganze nicht. Feeling B war chaotisch, unberechenbar, liebenswert dilletantisch. Rammstein ist hingegen (mittlerweile) ein Produkt, das perfekt auf die Bedürfnisse ihrer Hörerschaft zugeschnitten ist. Während man Feeling B jede künstlerische Facette zugestanden (und verziehen !!!) hätte, sind Rammstein dazu verdammt, bis ans Ende ihrer Tage die bösen, deutschen Eisenfresser mit dem "Rollenden R" zu mimen. Und daran habe ich bereits seit dem zweiten Album keinen Bedarf mehr.
Umso wichtiger war es, dass "Flake" Lorenz 2007 aus dem Nachlass der Band das Album "Grün und Blau" zusammengestellt hat. Neben unveröffentlichten Aufnahmen enthält es auch ein umfangreiches Booklet zur Geschichte der Band.
Somit dürfte das Kapitel Feeling B leider auch endgültig abgeschlossen sein.
Veröffentlichungen:
Hea Hoa Hoa Hoa Hea Hoa Hea (1989)
Wir kriegen euch alle (1991)
Die Maske des Roten Todes (1993)
Grün und Blau (2007)
Feeling B auf MySpace
(DK)